Live-Stream of the Conference Migrating Reality
More information: www.migrating-reality.com
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Was ist ein auditiver Katalysator und wie kann er kapitalismuskritisch wirksam werden? Fuer 7 Tage wird auf der globale07 ein temporaeres Radiostudio mit lokaler Sendefrequenz und Internetstreaming eingerichtet. Wir begreifen Radio als auditives Reflexivmedium, das Sendestrukturen - auch in bezug zum Filmfestival - nicht ungefragt weiter umsetzt, sondern auch verwandelt. Sprechen, Re-Mixen und Sampling sind mehr als aesthetische Spiele. Wenn Radio primaer eine soziale Technik ist, dann kann man die hier ausprobieren. Die Station im Neurotitan wird offen sein fuer Festivalbesucher und Macherinnen und eine Kombination von Uebertragungen aus dem Festival, fixem Programm und Ad hoc-Sendungen bieten. Audio Grafitti inklusive! Geplant sind u.a. Beitraege zur Kritik von Arbeitslosengeld, Sendungen des Freien Radio Kassel im Kontext mit German Foreign Policy, das Fieldrecording einer Kinderuni-Vorlesung zur Frage "Warum gibt es Arme und Reiche auf der Welt?", sowie Mini-FM Workshops.. Weitere Topics sind ausserdem: Ein Theo Gallehr Abend mit Kommentaren zu seinen Filmarbeiten wie zum Beispiel "Rote Fahnen sieht man besser" (BRD, 1971), ein konzertanter Abend mit Live Gigs zum Projekt "Der Reproduktionskreislauf des Kapitals" (www.n0name.de/kapitalkreislauf), Mitschnitte vom Schwerpunktthema "learning from: Klassenkampf" des laborB*, die Diskussion um den "Block Geistiges Eigentum" in Zusammenarbeit mit www.MXKS.de und real,-Mapping (www.real-mapping.net), Steven Hutchings Video "Gesteuerte Demokratie?". Wir moechten besonders einladen zum "Reproduktions- kreislauf des Kapitals" am Fr., 11.5.2007 um 20:00 Uhr mit Auftritten von MXKS, 38317 und Dominik Eggermann. |
What is an auditive catalysator and how does it become critical of capitalism? For 7 days a temporary radio studio will be set up at the globale07 with a local MHz Radio Channel and Internetstreaming. We understand radio as an auditive reflexive medium, which - also related to the film festival - does not only multiply structures of broadcasting but transforms them. Talking, Re-Mixing and Sampling are more than just aesthetical games. If radio is primarily a social technique then you can try out here. The station in the Neurotitan will be open to visitors of the festival and radio makers and offer a combination of transmissions from the festival itself, a fixed program and ad hoc-radio shows. Audio Grafitti inclusive! We plan to broadcast contributions featuring critique of social welfare/social workfare, broadcastings of Free Radio Kassel in the context of German Foreign Policy, the field recording of an academic lecture about the question "Why are there poor and rich?" and Mini-FM Workshops. Further topics are: A Theo Gallehr Evening with comments about his filmworks like "Rote Fahnen sieht man besser" (FRG, 1971), a concert nite with live gigs for the project "The Reproduction Circuit of Capital" (www.n0name.de/kapitalkreislauf), takes from "learning from: Klassenkampf" of laborB*, the discussion about the "Block Intellectual Property" in coop with www.MXKS.de and real,-Mapping (www.real-mapping.net), Steven Hutchings' Video "Gesteuerte Demokratie?". We would like to invite especially to the "Reproduction Circuit of Capital" on Fr., 11.5.2007 at 20:00 h with live performances of MXKS, 38317 and Dominik Eggermann. | |
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Artikel - strassenfeger, Ausgabe 11 Mai 2007
Der heiße Draht zur Welt
Die globale07 im Allgemeinen und das globale-Radio im Besonderen
Vom 9. bis 16. Mai fand die globale07 statt, das globalisierungskritische Filmfestival, welches eine Plattform für den filmisch dokumentierten Kampf gegen die weltweit zunehmende Ausbeutung, Armut und Unterdrückung bietet. Keine leichte Kost. Die Filme sind als Gegenbilder zu verstehen, eine Beweisaufnahme derzeit herrschender Zustände. Eine Vielzahl der Filme entstand aus der Perspektive von Opfern. Film als Kunstprodukt schafft eine Wirklichkeit, die zu hinterfragen bleibt. Dennoch werden so die Lücken in offiziellen Berichterstattungen deutlich. Die "andere" Seite, über die sonst berichtet wird, kommt selbst zu Wort.
Es ging bei der globale nicht um ein zusätzliches Anheizen der politischen Diskussion, sondern um die Schaffung einer Grundlage, von der aus eine Diskussion erst möglich sein kann. Die im Anschluss an die Filme angebotenen Diskussionen mit den Filmemachern führten verschiedenste Menschen zusammen, um die Eindrücke zu besprechen und im Gespräch Alternativen zu entwickeln. Dabei beschränkte sich das Programm nicht auf Vorstellungen in diversen Kinosälen, denn der Netzwerkgedanke durchzog sämtliche Angebote: Workshops, praktische Kurse und Veranstaltungen im öffentlichen Raum sowie Lesungen, Installationen und Ausstellungen erweiterten das Festival um zusätzliche Ebenen.
Eines der Hauptthemen war die "Festung Europa" und die daraus resultierende Flüchtlingspolitik. Mehrere Filme dokumentierten die Grenzzäune Europas in Nordafrika und die dort stattfindenden Kämpfe ums überleben. Der Blick über den Tellerrand rückt die Perspektive aufs eigene Leben in ein anderes Licht. Ein Gedanke zur Entwicklung von Solidarisierungsstrategien drängte sich auf - "allein machen sie dich ein..." Eine andere Welt kann möglich sein. Nicht den Hungernden den Sack Getreide hinstellen, was sie zu Almosenempfängern degradiert und das Problem der Abhängigkeit verschärft.
Ein erstes Ziel könnte sein, die Würde aller Menschen herzustellen. Wenn jedoch ein Mensch, der für die "Tagesthemen" eine Reportage machen soll und zu diesem Zwecke die globale besucht, auf die Frage, ob er sich denn anguckt, was nach dem Schnitt von seiner Arbeit übrigbleibt, die Antwort gibt, das sei sowieso alles Lüge, scheinen wir noch ein weites Stück von der Verwirklichung der Idee "Würde" entfernt zu sein. Vielleicht war er schlicht enttäuscht, keine militanten Autonomengruppen anzutreffen, die vor seinen Augen einen Staatsstreich planen. Das wäre ein echtes Schmankerl gewesen, das hätte die Fahrt gelohnt!
Medien aller Art werden gewöhnlich hinter verschlossenen Türen produziert. So auch das Radio, was für die meisten zum morgendlichen Aufstehritual dazugehört. Während das Kaffeewasser brodelt und der Mensch in der Küche werkelt, dringen Informationen über das Weltgeschehen ins Ohr. Ein Anschlag hier, eine überschwemmung dort, Massenentlassungen, Betrug, Skandal... Es gibt nichts Neues unter der Sonne und am Tag zuvor wurden von anderen Orten vergleichbare Berichte gebracht. Ein konstanter Fluss von Katastrophenmeldungen, eingebettet in weichgespülte Popmusik, verleidet die Lust am Zuhören und am Nachdenken. Schlimmer kann der Rest vom Tag nicht werden.
Ein Gimmick der globale07 war demzufolge das temporäre Radiostudio mit lokaler Sendefrequenz und Internetstreaming. Eine Mischung von Interviews, Nachrichten, Diskussionsmitschnitten und Musik, zusammengestellt von der Radiogruppe (www.modukit.com), in Zusammenarbeit mit dem Freien Radio Kassel, MXKS. Die Radiogruppe, die bereits im Februar 2007 um Beiträge zum Thema "Reproduktionskreislauf des Kapitals" nachgefragt hatte, um diese Aufnahmen, Lieder und Experimente im Rahmen der globale07 zu senden, war im Durchgangsraum zur Festivallounge in der Galerie Neurotitan platziert. Durch das Arbeiten auf dem Silbertablett bot sich für die Besucher auf dem Weg zum Getränkestand die Gelegenheit, mit den Radiomachern in Kontakt zu kommen. Radiomachen zeigte sich als ein Prozess. Aktuelle Beiträge entstanden während laufender Sendungen, Interviews ohne lange Terminabsprachen wurden gesendet ohne Schnitt und sonstige Kosmetik. Selbstgemachtes Audio-Graffiti rundete das anspruchsvolle Konzept der globale07 ab.
Zhadee
strassenfeger, Ausgabe 11 Mai 2007
www.strassenfeger.org